Es war nicht die erste Nacht in der sie von Ethan träumte. Jedesmal wachte sie zitternd und schweißgebadet auf, und jedesmal weinte sie.

Ich stolpere in meinen dicken Wollsocken die Treppe runter. Limmi wedelt mit dem Schwanz und kläfft freudig. Fragt nicht warum sie Limmi heißt. Ich weiß es auch nicht. „Tammi?“ schreit meine Mum aus der Küche. Ich maule: „Was denn?“ „Lauf doch bitte mit Limmi ne Runde. Hinter Tannbach, ja?“ „Hm.“ mache ich. Ich weiß warum ich hinter Tannbach laufen soll. Weil ich nämlich nicht mehr zum See darf. Seit ich sieben bin.

Ich lege Limmi die Leine an und sie springt nach draußen. „Bis später“ rufe ich und falle fast hin weil sie mich wegzieht. Dafür dass sie so klein ist, hat sie Kraft. Ich jogge ihr in meinem roten Mantel hinterher und meine dunklen Haare flattern im Wind. Versteht mich nicht falsch. Ich hasse Sport. Ich bin auch nicht sportlich und genau das ist ja das Problem. Ich muss sportlicher werden, also jogge ich. Bisher hat es aber gar nichts gebracht. Mein bester Freund Mike hat mich mal in sein Volleyball Team geschleppt, und da habe ich meinen Hass auf Sport entdeckt.

Wie auch immer.

Meine Gedanken schweifen ab, zum nächsten Tag. Der Kunstwettbewerb.

Ich habe mein Bild in den Keller geschlossen damit ich nicht in letzter Sekunde versuche alles zu ändern. Das wäre aber gut, weil mein Bild furchtbar aussieht. Nicht weil ich nicht malen könnte, sondern weil ein gefrorener See drauf ist, und ein Loch.

Ethan.

Ich denke ich muss das erklären: Ethan ist mein Bruder. Oder war. Den Rest könnt ihr euch wahrscheinlich selber denken.

Ich bleibe stehen. Limmi buddelt nach Mäusen, aber mein Blick trifft den See. Schnell wende ich mich ab. Er ist nicht gefroren, denn obwohl Winter ist reicht die Kälte nicht aus. Ich würde mich über Schnee freuen aber tja, der Klimawandel.